Interview
Alix Frank-Thomasser,
Gründerin und Partnerin Kanzlei Alix Frank Rechtsanwälte GmbH
2. Juni 2022

„Geht nicht, gibt's nicht“

Rechtsanwältin Alix Frank-Thomasser leitet eine große Kanzlei in Wien, engagiert sich für Frauen im Rechtswesen und sieht die Bank der Zukunft in Vorbildfunktion.
Interview Titelbild
  • Sie setzen sich stark für Frauen im Rechtswesen ein, gründeten die Initiative „Women in Law“. Warum?

    Alix Frank-Thomasser: Ich habe mir immer wieder Gedanken darüber gemacht, warum sich so wenig Frauen in diesem Beruf finden. Das betrifft in Europa vor allem den DACH-Raum, also Deutschland, Österreich und die Schweiz, Italien, Frankreich schon weniger. Es handelt sich um ein gesellschaftspolitisches Phänomen, aber auch um ein althergebrachtes gesellschaftspolitisches Stigma. Stigma deshalb, weil viele Frauen trotz Kinderkrippe usw. aus dem Berufsleben verschwinden, wenn sie Kinder bekommen. Das hat viel damit zu tun, dass wir Frauen andere Hürden in den Weg legen. Mal wird sie zu diesem Termin nicht eingeladen, mal nicht für eine Geschäftsreise vorgesehen, für einen bestimmten Abend usw. Mir ist Gleichberechtigung sehr wichtig, auf allen Ebenen des Rechtssystems. Daher habe ich, zusammen mit meinem Kanzleipartner Franz Heidinger, „Women in Law“ gegründet.

  • Seit 2020 vergibt „Women in Law“ die Justitia Awards. Wofür stehen sie?

    AFT: Die Justitia Awards zielen darauf ab, Frauen im Recht vor den Vorhang zu holen, die Außergewöhnliches und Bemerkenswertes in ihrem Bereich erreicht haben. 2022 gab es insgesamt 100 nominierte Frauen in den drei Kategorien Live Time Award, Academia und Pioneers & Game Changers. In der dritten Kategorie werden Frauen in Rechtsberufen geehrt, die sich für andere Frauen einsetzen. Anders gesagt: Wenn Sie an der Spitze sind, reichen Sie doch bitte die Hand jener Frau, die hinter Ihnen steht. Man sollte das natürlich nicht nur an der Spitze tun, dann aber auf jeden Fall!

  • Was Rechts- und Finanzsystem verbindet, ist, dass in beiden Bereichen wenig Frauen in hohen Positionen zu finden sind. Was ist zu tun?

    AFT: Neben der Auslobung des Justitia Awards und der Veranstaltung – der einmal jährlich in Wien stattfindenden Internationalen Fachkonferenz – kümmert sich „Women in Law“ intensiv um den studentischen Nachwuchs. Wir führen an drei österreichischen Universitäten erfolgreich den Kurs „Women in Law – Contemporary Issues“ durch. Je früher man erkennt, dass eine Zusammenarbeit in einem diversen Team extrem bereichernd ist, desto eher werden Frauen als fixer Bestandteil in der Karriereplanung wahrgenommen. So können sie stärker auftreten und finden ihre Role Models mit der klaren Intention: „Genauso möchte ich es auch machen …!“

Kurzbiographie
Alix Frank Thomasser

Alix Frank-Thomasser studierte Rechtswissenschaften in Salzburg mit Auslandsstudien in Urbino (Italien) und Amsterdam (Niederlande) in Kooperation mit der Columbia University (New York). 1982 promovierte sie an der Universität Salzburg. Frank-Thomasser ist Gründerin und Partnerin der Kanzlei Alix Frank Rechtsanwälte GmbH und Mitglied verschiedener nationaler und internationaler Standesvertretungen, darunter langjährige Funktionärin in der Wiener Rechtsanwaltskammer, Mitglied im CCBE, dem Rat der Anwaltschaften der Europäischen Gemeinschaft und dort auch Leiterin der Arbeitsgruppe Corporate Social Responsibility (CSR). 2018 gründete sie gemeinsam mit ihrem Kanzleipartner Prof. MMag. Franz J. Heidinger die Initiative „Women in Law“. Diese bemüht sich um die internationale Vernetzung von Frauen im Recht und deren männlicher Verbündeter und fördert ganz allgemein Frauenkarrieren in Rechtsberufen. Einmal jährlich findet in Wien eine große internationale Fachkonferenz statt (die nächste von 15. bis 17. September 2022 an der Universität Wien). In deren Rahmen werden auch die Justitia Awards 2022 vergeben.

Jeder Mensch hat entweder als Kunde oder Mitarbeiter mit dem Bankwesen zu tun. Eine Bank hat daher unglaubliche Möglichkeiten, eine Beispielfunktion einzunehmen, etwa in der Diversitätsfrage. Wenn ein Unternehmen auf allen Ebenen divers aufgestellt ist, dann wird es auch auf allen Ebenen Vertrauen herbeiführen.
  • Hat eine Bank eine gesellschaftspolitische Verantwortung?

    AFT: Jeder Mensch hat entweder als Kunde oder Mitarbeiter mit dem Bankwesen zu tun. Eine Bank hat daher unglaubliche Möglichkeiten, eine Beispielfunktion einzunehmen, etwa in der Diversitätsfrage. Je diverser die Beratungsqualität – und ich meine das jetzt so, wie ich es sage, in einer globalisierten Welt und vor allem auch hier in Wien, das immer schon eine klassische Immigrationsstadt war und ist – desto mehr erfüllt ein Finanzinstitut seine Corporate Social Responsibility. Wenn ein Unternehmen auf allen Ebenen divers aufgestellt ist, dann wird es auch auf allen Ebenen Vertrauen herbeiführen.

  • Die Hypo Tirol Bank ist eine regionale Bank mit einer Niederlassung in der Bundeshauptstadt. Was hat Sie zur Hypo Tirol Bank in Wien geführt und was schätzen Sie an ihr?

    AFT: Auf die Hypo Tirol Bank in Wien bin ich durch Zufall gestoßen. Aber sie war mir gleich sehr sympathisch. Ich komme selbst aus einem Bundesland, schätze die persönliche Note. Und die findet man eher in einem Institut, das regional verankert ist.

  • Was bedeutet Ihnen Geld?

    AFT: Es ist in erster Linie Zahlungsmittel. Um Vermögensaufbau geht es erst in dritter oder vierter Linie. Dieser hat nicht mit der unmittelbaren Lebensfinanzierung zu tun, sondern mit Absicherung. Beim Vermögensaufbau darf für mich durchaus, wenn auch kontrolliert, Risikoreicheres dabei sein.

  • Gibt es ein Motto, das Sie beruflich und privat leitet?

    AFT: Geht nicht, gibt’s nicht!